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Persönlicher Kommentar

Darf Politik sich in die Ernährung der Bürger einmischen?

Nutri-Score - Freiwilligkeit gelangt an Grenzen

Ernährung beeinflusst unsere Gesundheit, unser Wohlbefinden, unseren Lebensstil und vieles mehr und ist sprichwörtlich so wichtig wie das tägliche Brot. Bei einem derartig persönlichen Thema stellt sich mir die Frage: „Darf Ernährung politisch beeinflusst werden oder ist es die Verantwortung des Einzelnen sich richtig und gut zu ernähren?“

Die Lebensmittelläden sind aktuell voll mit adventlichen und weihnachtlichen Leckereien. Mir persönlich fällt es schwer, einfach daran vorbei zu gehen. In den letzten Tagen ist mehr und mehr eine „Ernährungsampel“ auf Verpackungen zu sehen, die sich „Nutri-Score“ nennt und an Energieklassen von Kühlschränken erinnert. Hiermit soll gekennzeichnet werden, wie gesund oder besser ungesund Lebensmittel sind - unmittelbar ersichtlich und einfach dargestellt für den Käufer bzw. Verbraucher. Diese Ampel ist politisch bestimmt und dennoch freiwillig. Klar ist jedoch: Die Bürger haben weiterhin die freie Wahl, trotz politischer Vorgabe.

Am Nutri-Score gibt es auch Kritik, obwohl er zum Beispiele Fette, Kohlenhydrate, Salze auf der einen und Eiweiße und Ballaststoffe auf der anderen Seite berücksichtigt. Zum Beispiel werden ungesättigte Fettsäuren bei Olivenöl als hundert Prozent Fettanteil gewertet, Vitamine werden nicht einbezogen. Dennoch lassen sich gleiche Lebensmittel unterschiedlicher Anbieter gut und einfach miteinander vergleichen.

Der Nutri-Score ist ein erster Schritt und hilft, dass interessierte Menschen nicht immer auf die Kleingedruckte Nährwert-Tabelle schauen müssen. Es ist jedoch schwer zu vermitteln, wieso hier auf Freiwilligkeit gesetzt wird. Es kann einerseits daran liegen, dass in Deutschland nicht das Gesundheitsministerium für diese Kennzeichnung verantwortlich und die Lebensmittelindustrie eben eine Industrie mit starker Lobby ist. Oder einfach erstmal zu beobachten gilt, wie sich der Ernährungsindex bewährt.

Bei Kennzeichnung der Lebensmittel geht es auch weniger um die Einflussnahme der Politik als um den Schutz und die Aufklärung des Bürgers, was sich in der „Verpackung“ befindet. Freiwillige Kennzeichnungen können sich nur durchsetzen, wenn viele Anbieter daran teilnehmen. Ein Domino-Effekt der Kennzeichnung wäre wünschenswert. Schließlich ist Ernährung auch eine gesellschaftlich Aufgabe, wenn wir an Volkskrankheiten wie Adipositas, Diabetes und Nahrungsunverträglichkeiten und die Folgen für das Gesundheitssystem denken. Politik darf hier lenken, mindestens indem sie für Transparenz auf der Ware sorgt und trotzdem die Wahlfreiheit des Bürgers lässt.

Anders wäre es bei einer Zuckersteuer oder eine Limonadensteuer analog zu Großbritannien. Sie könnte - je nach Ausführungstiefe - die Produktion von Lebensmitteln revolutionieren und würde ähnlich wie die Tabaksteuer wirken. Lebensmittel mit geringerem Zuckergehalt würde weniger besteuert und damit verhältnismäßig günstiger. So ganz frei, wäre also die Wahl des Käufers durch die Preisbindung nicht.

Autor/in:
Marius Braun
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